
Viele Menschen fühlen sich innerlich nicht gut genug. In Beziehungen, im Beruf, in der Familie – das Gefühl, nicht zu genügen, begleitet sie leise, aber dauerhaft. Dieser Artikel gibt Einblick in die psychologischen Ursachen von Selbstzweifeln und zeigt konkrete Wege aus dem Selbstwert-Tief – mit Impulsen aus der Psychotherapie.
1. Die stille Wunde – Wenn man sich nie genug fühlt
„Ich bin nicht gut genug.“
Ein leiser Satz – aber oft ein ständiger Begleiter.
Für viele Menschen ist dieses Gefühl kein Ausnahmezustand, sondern Alltag: In Beziehungen, im Job, im Elternsein oder im Umgang mit sich selbst. Der ständige Druck, mehr leisten, besser funktionieren oder weniger „falsch“ sein zu müssen, hinterlässt Spuren.
In meiner therapeutischen Praxis begegnet mir dieser innere Zweifel immer wieder – mal leise, mal laut. Dieser Artikel soll Mut machen, die Mechanismen hinter dem Selbstwert-Tief zu verstehen und erste Schritte aus dem Kreislauf der Selbstkritik zu finden.
2. Was bedeutet eigentlich „Selbstwert“ – und warum ist er so verletzlich?
Der Selbstwert beschreibt, wie wir uns selbst wahrnehmen und bewerten – als Person, in unserer Rolle, in unserem Sein.
Ein gesunder Selbstwert bedeutet nicht, sich immer großartig zu fühlen. Aber es bedeutet: Ich darf da sein, wie ich bin – auch mit Ecken, Brüchen und Unsicherheiten.
Das Problem: Unser Selbstwert ist kein stabiles Fundament, sondern oft ein wackliges Konstrukt. Geprägt durch Erfahrungen, Bindungen, Erwartungen – und durch unser eigenes, oft hartes inneres Urteil.
3. Ursachen: Woher kommt das Gefühl, nicht gut genug zu sein?
– Kindheit & frühe Bindungserfahrungen
Wer in der Kindheit oft gehört hat: „Reiß dich zusammen“, „Das reicht nicht“, „Mach es besser“ – entwickelt schnell das Gefühl, sich Liebe und Anerkennung verdienen zu müssen.
– Leistungsdruck & Perfektionismus
Unsere Gesellschaft bewertet oft nach „Funktionieren“. Wer aus Angst vor Fehlern immer perfekt sein will, kommt nie wirklich an.
– Gesellschaftliche Ideale & soziale Vergleiche
Instagram, Elternabende, Karriereseiten – überall scheinbar perfekte Menschen. Der soziale Vergleich macht unseren eigenen Selbstwert schnell klein.
4. Innere Stimmen und Glaubenssätze erkennen
Hinter dem Gefühl „nicht gut genug“ stecken oft tief verankerte innere Sätze:
„Ich muss es allen recht machen.“
„Ich darf keine Schwäche zeigen.“
„Ich bin nur wertvoll, wenn ich etwas leiste.“
Diese Glaubenssätze wirken wie alte Tonspuren im Hintergrund – aber sie lassen sich hinterfragen. In der Therapie arbeiten wir oft genau an diesen tiefen Schichten.

5. Typische Anzeichen für ein niedriges Selbstwertgefühl
Übermäßige Selbstkritik
Schwierigkeiten, Komplimente anzunehmen
Angst vor Ablehnung oder Fehlern
Anpassung statt authentischem Verhalten
Rückzug aus Angst, „aufzufliegen“
6. Wege aus dem Selbstwert-Tief: Was hilft wirklich?
Selbstmitgefühl statt Selbstkritik
Statt: „Ich bin nicht gut genug“
→ „Ich darf Fehler machen. Ich bin okay, wie ich bin.“
Selbstmitgefühl bedeutet, sich selbst so zu begegnen, wie man einem guten Freund begegnen würde.
Gedanken hinterfragen (kognitive Umstrukturierung)
Was ist der Beweis für diesen Gedanken?
Was würde ich einem anderen in dieser Situation sagen?
Erfolge sichtbar machen
Ein Erfolgstagebuch kann helfen, die innere Bilanz zu verändern – weg vom Defizit, hin zur Ressource.
Grenzen setzen & Bedürfnisse wahrnehmen
Ein gesunder Selbstwert zeigt sich auch darin, für sich einzustehen: „Ich darf Nein sagen. Ich darf Raum einnehmen.“

7. Wie Therapie unterstützen kann
In der Therapie schaffen wir einen geschützten Raum, um alte Muster zu erkennen, neue Wege auszuprobieren und emotionale Verletzungen zu heilen.
Ob in Einzelgesprächen oder auch im Rahmen einer Paartherapie – das Ziel ist immer: Selbstwert aufbauen, nicht durch Anpassung, sondern durch Verbindung mit sich selbst.
8. Fazit: Du bist mehr, als du glaubst
Der Weg zu einem gesunden Selbstwert ist kein Sprint – aber jeder Schritt zählt.
Manchmal beginnt er mit einem einzigen Gedanken: „Vielleicht bin ich gar nicht falsch – sondern einfach nur ich.“
9. Ich begleite Sie gern auf diesem Weg.
Wenn Sie den Wunsch verspüren, sich selbst freundlicher und ehrlicher zu begegnen, bin ich für Sie da – in meiner Praxis in Berlin oder in einem geschützten Online-Setting.